PLASTIK - WAS IST DAS?
Kunststoffe nennen wir in der Umgangssprache einfach nur Plastik. Das sind synthetisch hergestellte – meist aus Erdöl gewonnene – Stoffe, die in der Natur in dieser Form nicht vorkommen. Aber auch mit anderen fossilen Energieträgern ist die Produktion von Kunststoff möglich, wie etwa mit Erdgas oder Kohle. Diese Brennstoffe sind in geologischer Vorzeit aus Abbauprodukten von toten Pflanzen und Tieren entstanden. All diese Stoffe basieren auf dem Kohlenstoffkreislauf und ermöglichen damit, die gespeicherte Sonnenenergie vergangener Zeiten heute zu verwerten.
Selten reichen diese Rohmaterialien für den Einsatzzweck in der Industrie aus. Deshalb werden fast alle Kunststoffe mit unterschiedlichsten Zusatzstoffen veredelt. Je nach Anforderungen an das Endprodukt werden bei der Kunststoff-Produktion Additive wie Weichmacher, Bisphenol A (BPA) und viele weitere hinzugefügt.
Plastik, das sogenannte Endprodukt, kann biologisch nicht abgebaut, sondern lediglich zersetzt werden. Das bedeutet, dass Plastikpartikel langsam in kleine Fragmente zerfallen, bis der ursprüngliche Kunststoff für das menschliche Auge unsichtbar geworden ist. Diese Fragmente müssen langwierig von Licht, Wind und Wellen vermahlen werden. Und dieser Prozess benötigt Zeit, viel Zeit – etwa 450 Jahre bei einer Plastikflasche. Genau deshalb ist der größte Vorteil von Plastik gleichzeitig auch sein größter Nachteil. Aufgrund seiner langen Haltbarkeit stellt Plastik eine der größten Bedrohungen für unseren Planeten dar. Tiere verenden qualvoll an verschluckten Plastikteilchen, die sie für Nahrung hielten. Jedes Jahr verenden über 1.000.000 Seevögel durch Kunststoffe. (Quelle: Nabu) Über den Verzehr von Fischen landen kleine Plastikpartikel, sogenanntes Mikroplastik, auch in die menschliche Nahrungskette und damit in den menschlichen Organismus.
Seit Beginn der Kunststoff-Produktion wurden weltweit über 8.500.000.000 Tonnen Kunststoff produziert. Über 300.000.000 Tonnen werden jährlich hergestellt. (Quelle: BMBF) Laut Umwelt Bundesamt verursacht jährlich jeder Deutsche über 220 Kilogramm Verpackungsabfall. Der größte Plastikproduzent der Welt ist heute China, gefolgt von Europa. Und Deutschland steht auf Platz eins der größten europäischen Plastikproduzenten. Zudem kommt noch, dass Deutschland einen beachtlichen Teil des Plastikmülls nicht selbst recycelt, sondern in Drittländer exportiert – meist nach Asien. Dort wird der Müll verbrannt oder gelangt, wenn nicht auf Deponien gelagert, in das Meer.
Die meisten hergestellten Kunststoffverpackungen sind für den einmaligen Gebrauch bestimmt. Ein Großteil der Verpackungen wird noch im selben Jahr entsorgt, in dem sie hergestellt wurden. Die Erfolgsgeschichte der Kunststoffe ist nicht wirklich verwunderlich. Denn sie sind preiswert, einfach, in beliebiger Weise formbar und langlebig. Ursprünglich wurde Plastik mit dem Ziel entwickelt, Elfenbein, Schildpatt und Korallen sowie andere Naturmaterialien zu ersetzen, aus denen Knöpfe, Kämme und viele andere gewöhnliche Alltagsgegenstände hergestellt wurden und besetzte zunächst nur eine Nische. Inzwischen finden wir Plastikmüll in jedem Winkel der Welt. Einer der größten Abnehmer von Plastik ist die Lebensmittelindustrie. Denn die Produkte sollen schön verpackt sein und ansprechend wirken. Allein im Jahr 2018 wurden für Essen und Getränke mehr als 1.130.000.000.000 Verpackungen verwendet. Gurken in Folien verpackt, Salat vorgeschnitten in kleinen Plastikschälchen und weitere Convenience Produkte – die Ernährung in Europa ist ohne Plastik undenkbar.
VERSCHIEDENE ARTEN VON PLASTIK
Die meisten Arten von Kunststoff, die uns im Alltag begegnen, lassen sich in bestimmte Materialkategorien einordnen. Auf der Rückseite der meisten Kunststoffprodukte findet man einen Recycling-Code, der Auskunft über den verwendeten Kunststoff gibt. Erkennen kann man den Recycling-Code an einem Dreieck aus Pfeilen, einer darin enthaltenen Nummer sowie einem Kürzel darunter. Diese sollen dem Verbraucher dabei helfen, die Kunststoffarten zu unterscheiden und die Mülltrennung zu erleichtern.
DIESE 6 KUNSTSTOFFE MACHEN 90% DES WELTWEIT PRODUZIERTEN PLASTIK AUS:
POLYETHYLEN (PE)
Mit rund 30 Prozent Anteil an der Gesamtmenge der produzierten Kunststoffe zählt PE zu den meist verwendeten Kunststoffen. Aus Polyethylen wird eine große Bandbreite an Produkten hergestellt, darunter auch Eimer, Getränkekisten, Verpackungsmaterialien und vieles mehr.
POLYPROPYLEN (PP)
Mit rund 20 Prozent Anteil an der Gesamtproduktion gilt Polypropylen als die zweitwichtigste Kunststoffart. In seiner Beschaffenheit ähnelt Polypropylen dem PE-Kunststoff, ist jedoch etwas härter und wärmebeständiger. Der weltweit größte Anteil produzierter PP-Kunststoffe wird für Lebensmittelverpackungen verwendet.
POLYVINYLCHLORID (PVC)
Nach Polyethylen und Polypropylen ist PVC der drittwichtigste Kunststoff. Beim PVC-Kunststoff wird zwischen Hart- und Weich-PVC unterschieden. Letzteres enthält Weichmacher. Durch den Zusatz von Weichmachern lässt sich der Werkstoff zu einem relativ elastischen Material verarbeiten. Sie werden unter anderem zur Herstellung von Kabelisolierungen, Bodenbelägen, Dichtungen, Kunstleder und Tapeten verwendet. PVC ist ein spröder Kunststoff, dem häufig Weichmacher zugesetzt werden.
POLYSTYROL (PS)
Mit rund 10 Prozent Anteil an der Gesamtproduktion, gilt Polystyrol als die viertgrößte Gruppe der Kunststoffe. Polystyrol ist ein Schaumkunststoff auf Erdölbasis (Ethylen und Benzol). Diese Kunststoffart findet hauptsächlich Anwendung in Lebensmittelverpackungen und als Dämmmaterial. Das bekannteste Produkt von Polystyrol ist Styropor.
POLYURETHAN (PUR)
Polyurethan ist ein sehr elastischer Kunststoff, dessen Beschaffenheit unter Zugabe weiterer Chemikalien flexibel verändert werden kann. Am häufigsten wird Polyurethan als Schaumstoff in Matratzen, Kondome, Autositze und vieles mehr verwendet.
POLYETHYLENTEREPHTALAT (PET)
PET zählt mit etwa sechs Prozent an der Gesamtmenge der produzierten Kunststoffe zu den bedeutendsten Thermoplasten. Zu den bekanntesten Verwendungszwecken zählt unter anderem die Herstellung von Kunststoff-Flaschen (PET-Flaschen), Folien und Textilfasern.
VERSTECKTES PLASTIK
Einer Kunststoff-Flasche sieht man an, dass sie aus Plastik besteht. Aber wie sieht es mit Kaugummi, Zahnpasta, Shampoo, Spülmittel, Backpapier, Konservendosen, Zigaretten oder Textilien aus? Zum Beispiel Kaugummis enthalten Kunststoffe auf Erdölbasis, sogenannte Polymere. Überall finden wir inzwischen Plastikbestandteile. Von Tag zu Tag kommen wir mit Plastik in Verbindung. Um überhaupt Plastik aus seinem Alltag verbannen zu können, müssen wir erst einmal in Erfahrung bringen, hinter welchen Bezeichnungen sich Plastik wirklich verbirgt. Mit irreführenden Bezeichnungen versucht die Industrie, Plastikbestandteile zu verheimlichen. Enthält eine Zutat den Zusatz „Poly“, so kannst Du davon ausgehen, dass es sich hier um Plastik handelt.
DARAN ERKENNST DU PLASTIK:
- Acrylates Copolymer (AC)
- Acrylates Crosspolymer (ACS)
- Polyamide (PA, Nylon)
- Polyacrylate (PAK)
- Polyethylen (PE)
- Polyethylene glycol (PEG)
- Polyethylenterephthalat (PET)
- Polymethylmethacrylat (PMMA)
- Polypropylen (PP)
- Polypropylene glycol (PPG)
- Polystyren (PS)
- Polyurethan (PUR)
- Polyquaternium (PQ)
- Teflon (EFP, PFEP)
DAS 4-R-KONZEPT
ABLEHNEN Lehne, wann und wo immer möglich, plastikbasierte Produkte ab. Wähle nur Artikel aus, die nicht in Plastik verpackt sind, und trage Deine eigenen Taschen, Behälter und Utensilien mit.
REDUZIEREN Versuche, wann und wo immer möglich, Deinen Plastik-Fußabdruck zu verringern, indem Du den Verbrauch von Waren meidest, die übermäßige Kunststoffbestandteile enthalten.
WIEDERVERWENDEN Bevorzuge stets Produkte, die Du in deinem Alltag wiederverwenden kannst. Das könnten zum Beispiel Strohhalme aus Glas oder Edelstahlbehälter zum Mitnehmen sein, sowie andere Alltagsgegenstände.
RECYCLE Wenn möglich, kaufe ausschließlich Produkte oder Alltagsgegenstände, die aus recyclebaren Materialien bestehen. Das könnte z.B. Recycling-Papier sein. Achte auf eine korrekte Mülltrennung.