Frei Radikale sind Moleküle, die in ihrer chemischen Struktur ein fehlendes Elektron aufweisen. Wegen der Unvollständigkeit sind sie instabil und reaktionsfreudig. Um das fehlende Elektron auszugleichen begeben sie sich auf die Suche nach einem Bindungspartner. Dabei attackieren freie Radikale rücksichtslos andere, intakte Moleküle und entreißen diesen das benötigte Elektron. Das geschädigte Molekül weist jetzt ebenfalls einen Elektronen-Mangel auf und mutiert damit zwangsläufig zu einem weiteren freien Radikal. Wenn ein freies Radikal entsteht, so dauert es nur rekordverdächtigte 10-11 Sekunden (0,00000000001 Sekunden), bis zur nächsten Attacke gegen das nächstbeste intakte Molekül. Dieser Elektronen-Raub wird als Oxidation bezeichnet. Mit jedem Zug an einer Zigarette werden etwa 1.000.000.000.000.000 (Billarde) freie Radikale aufgenommen.
Die Verbreitung der Armee der freien Radikalen kann schnell ein gefährliches Ausmaß annehmen. Chia Samen liefern uns für diesen Kampf jede Menge Antioxidantien. Antioxidantien kann man sich als Soldaten vorstellen, die freie Radikale abfangen und sie unschädlich machen, bevor sie überhaupt Unheil anrichten können. Sie sind wahre Zell-Booster. Zu den Antioxidantien zählen die Vitamine C und E sowie Spurenelemente (z.B. Eisen, Zink, Selen), viele sekundäre Pflanzenstoffe und Enzyme. Eines der stärksten Antioxidantien, die jemals gefunden wurden, ist OPC (Oligomere Proanthocyanidine). OPC wirkt 20-mal stärker als Vitamin C und 40-mal stärker als Vitamin E gegen freie Radikale. [1]
Vitamin C entfaltet seine antioxidative Wirkung im wasserlöslichem Umfeld. Seine Struktur wird durch den Kontakt mit freien Radikalen verändert. Dieser kann sich Mithilfe von anderen Antioxidantien wie z.B. Vitamin E oder Flavonoiden regenerieren und es somit schaffen, ein weiteres freies Radikal auszuschalten. Vitamin E hingegen patrouilliert in den Zellmembranen. Hat dort Vitamin E ein freies Radikal ausgeschaltet, kann es sich durch Vitamin C regenerieren. Falls zu wenig Vitamin E oder C vorhanden ist, können die gesunden Zellen zerstört werden und zu bösartigen entarten. Deshalb sind immer beide Vitamine zur Bekämpfung von freien Radikalen notwendig. [2]
Hinweis: Werden viele ungesättigte Fettsäuren gegessen, so sollte dementsprechend auch genügend Vitamin E aufgenommen werden. Denn Vitamin E hält die ungesättigten Fette stabil und verhindert somit ihre Oxidation. Hier sollte nicht unerwähnt sein, dass unser Gehirn zu 60 Prozent aus Fett besteht und besonders für freie Radikale anfällig ist, da es zu einem Großteil aus ungesättigten Fettsäuren besteht. Die Fettsäure Docosahexaensäure nimmt im Gehirn den größten Anteil mit 30 Prozent ein. Zur Auffrischung: DHA ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure und gehört zu der Omega-3-Fettsäure.
Da unser Gehirn mit Sauerstoff in Verbindung kommt, ist es besonders für die Oxidation und somit die Entstehung von freien Radikalen anfällig. Deshalb gilt: Immer genügend Antioxidantien zu sich nehmen. Antioxidantien schützen ungesättigte Fette vor Oxidation. Greifen Sie hier zu natürlichen Vitamin-E-Quellen. Denn diese sind 40 Prozent wirksamer als künstliches Vitamin E. Natürliches Vitamin E wird auf der Verpackung als d-alpha-tocopherol ausgezeichnet. Fängt es jedoch mit dl an, so handelt es sich hier um künstliches Vitamin E. [3]
Schätzungen zufolge sind über 100 Billionen Körperzellen vorhanden, jede einzelne wird durchschnittlich 10.000-mal am Tag durch freie Radikale attackiert. Unter diesem Dauerbombardement würden unsere Zellen rasch zerstört, wenn nicht genug Abwehr in Form von Antioxidantien vorhanden wäre. Aber die Evolution hat an alles gedacht. Sie hat hervorragende Abfangsysteme entwickelt. Wir Menschen sind nur dafür verantwortlich, diese in ausreichender Menge dem Raketenabfangprogramm bereitzustellen. Den Kampf gegen freie Radikale übernehmen dann die Antioxidantien im Körper schon selbst.
Aber wie kann man in Erfahrung bringen, wie hoch die potenzielle antioxidative Wirkung eines Lebensmittels ist? Ganz einfach: Dank dem ORAC-Wert lässt sich die antioxidative Wirkung eines Nahrungsmittels festlegen. Diese Messmethode wurde bereits 2005 in den USA vorgestellt. Je höher der ORAC-Wert eines Lebensmittels ist, desto stärker ist auch seine antioxidative Wirkung im Kampf gegen freie Radikale. Der ORAC-Wert wird in ORAC-Einheiten (µmol TE/100 g) angegeben. TE trägt hier die Bezeichnung für „Trolox Equivalent“ (Vitamin E Standard). ORAC steht für „Oxygen Radical Absorbance Capacity“. Der ORAC-Wert von Chia Samen liegt bei etwa 7000 µmol TE/100 g. Zu den Superstars zählen jedoch gemahlene Nelken (290.283 µmol TE/100 g), gemahlener Zimt (131.420 µmol TE/100 g), Traubenkernmehl (100.000 µmol TE/100 g), Moringa Blatt Pulver (62.600 µmol TE/100 g) und viele weitere. [4]
Antioxidantien in Chia Samen | durchschnittliche Konzentration |
Flavonoide | |
Quercetin | 35 mcg / g |
Kaempferol | 35 mcg / g |
Myricetin | 51 mcg / g |
Phenolsäuren | |
Ferulasäure | 64 mcg / g |
Kaffeesäure | 290 mcg / g |
Hydroxyzimtsäuren | 75 mcg / g |
Chlorogensäure | 603 mcg / g |
Catechins (Flavan-3-ol) | |
Epigallocatechin | 893 mcg / g |
Quelle: [5] |
Einzelnachweise
► Vitamine, Dr. med. Ulrich Strunz, 3. Auflage, Verlag: HEYNE, ISBN: 978-3-453-20039-5, [1] S. 167, [2] S. 169, [3] S. 167
► [4] ORAC-Werte – Vergleichstabelle
► [5] Chia: The Complete Guide to the Ultimate Superfood, Autor: Wayne Coates, Seite 13 [ENGLISCH]

